Eurodistrikt-Sportforum zum Thema Behindertensport – 2020
Mehr als 80 deutsche und französische Akteure aus den Bereichen Sport und Behindertensport kamen am Donnerstag, den 23. Januar 2020 anlässlich des deutsch-französischen Eurodistrikt-Sportforums zum Thema Behindertensport in Erstein zusammen. Es war die erste Veranstaltung dieser Art, mit der der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau den Bereich der Inklusion im Sport und durch den Sport auf seinem Gebiet in den Fokus rückte. Zugleich zielte das Forum darauf, eine grenzüberschreitende Netzwerkbildung im Bereich Behindertensport anzuregen – ein Bereich, in dem viele Akteure und Vereine engagiert sind, der Blick über den Rhein bislang jedoch eher selten ist.
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, mit unserem Eurodistrikt-Sportforum den Behindertensport stärker in unserem grenzüberschreitenden Alltag zu verankern und zugleich die nötige Plattform für den Austausch von deutschen und französischen Akteuren zu bieten“, betonte daher Jean-Marc Willer Eurodistrikt-Ratsmitglied und Oberbürgermeister von Erstein bei seinem Grußwort zur Eröffnung der Veranstaltung. „Sport ist gesund, Sport macht Freude und stärkt in besonderer Weise und über alle nationalen, sozialen und körperlichen Grenzen hinweg unser Gemeinschaftsgefühl. Diese enorme integrative Kraft von Sport bietet die Chance, alle Menschen, mit und ohne Behinderung, gleichberechtigt in die Mitte unserer Gesellschaft zu stellen.“
Den Auftakt der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zu den verschiedenen Begriffen, Sparten und politischen Rahmenbedingungen des Behindertensports beiderseits des Rheins. Moderator Dr. Kurt Hochstuhl, ehemaliger Präsident des Südbadischen Handballverbands, sprach mit Vertretern deutscher und französischer Vereine und Verbände des Behindertensports über inklusive Konzepte im Sport. Für den BBS auf dem Podium mit dabei war Geschäftsführer Michael Eisele, die BSG Offenburg, einen der Vorzeigevereine innerhalb des BBS, vertrat deren Vorsitzender Holger Kimmig. Betont wurde außerdem die besondere Bedeutung des freien Wahlrechts für Sportler mit Behinderung zwischen einem individuellen Training im geschützten Raum oder einem gemeinsamen Training mit Sportlern ohne Behinderung. Zudem berichteten in der Runde Juliane Wolf, Spielerin der deutschen Nationalmannschaft im Behindertentischtennis und der BSG Offenburg und Jules Ribstein, französischer Meister im Paratriathlon, von ihren persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen auf das Thema. Ein grenzüberschreitendes Zusammenkommen, darüber waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, stecke noch in den Kinderschuhen, sei jedoch außerordentlich wünschenswert.
Von links: Holger Kimmig, Juliane Wolf, Michael Eisele, Nathalie Marajo, Suzanne Muller, M. Jules Ribstein und Moderator Dr. Kurt Hochstuhl
Der weitere Tagesverlauf war den verschiedenen Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Behindertensports gewidmet. Unterteilt in vier thematische Workshops – drei davon wurden von den BBS-MitarbeiterInnen Holger Kimmig, Kim Früh und Laura Braun begleitet – besprachen die Teilnehmer Chancen und Herausforderungen in den Bereichen Innovationen & neue Technologien, Inklusion in Sportvereinen, Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie Wettbewerb & Leistungssport. Neben einem erstmals grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch lag das Augenmerk außerdem auf innovativen Modellprojekten des Behindertensports beiderseits des Rheins. Vorgestellt wurden beispielsweise Konzepte in den Disziplinen Judo, Handball, Leichtathletik, im E-Sport oder die Aktion „Behindertensport mach Schule“. Dank der Schnupperangebote des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes (BBS) und des französischen Vereins JEHM le Sport konnten sich die Teilnehmer zudem in den Disziplinen Blindenschießen und Behindertenkarate probieren.
Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass der grenzüberschreitende Informationsfluss zu Aktionen und verantwortlichen Akteuren beiderseits des Rheins bislang die größte Hürde für eine deutsch-französische Zusammenarbeit darstellte und freuten sich, dass der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau hier als nötiges Bindeglied fungieren kann. So reifte auch gleich die erste Projektidee eines grenzüberschreitenden paralympischen Wettkampfs auf lokaler Ebene.
Begrüßt wurde die Eurodistrikt-Initiative in diesem Sinne ebenfalls von dem Lahrer Oberbürgermeister und Eurodistrikt-Ratsmitglied Markus Ibert, der vor Ort erklärte: „Die Bandbreite an Angeboten im Behindertensport in unserer Grenzregion ist beeindruckend und äußerst attraktiv. Ich freue mich daher außerordentlich, mit dem deutsch-französischen Sportforum eine lebendige Brücke über den Rhein zu schlagen, diese Vielfalt aufzuzeigen und die gelebte Inklusion im Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau zu stärken“.
Das Forum wurde im Rahmen des Interreg V Projekts „Zivilgesellschaft“ mit EU-Mitteln gefördert und in Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportbund Freiburg, dem Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband, der DRDJSCS Grand Est, dem Département du Bas-Rhin und der Stadt Erstein organisiert.
Quelle: GECT Eurodistrict Strasbourg-Ortenau/BBS